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Aus Diesel- wird klimafreundlicher E-Bus: Kooperation von Transdev mit Voith, Orten und ToZero sorgt für nachhaltigeren Nahverkehr

Berlin / Heidenheim, 14.02.2025: Seit kurzem fährt der erste von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstete Linienbus für die Transdev-Gruppe, Deutschlands größter privater Mobilitätsdienstleister, durch die Straßen von Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Das Fahrzeug ist das Ergebnis eines umfassenden Retrofit-Projekts, das von der Transdev-Gruppe initiiert wurde, um die Entwicklung eines noch nachhaltigeren öffentlichen Verkehrs ohne lokale Schadstoffemissionen weiter voranzutreiben. Der Bus ist jetzt im regulären Linienverkehr des Transdev-Tochterunternehmens Stadtbus Schwäbisch Hall mit weiteren E-Bussen unterwegs und trägt dazu bei, die Atemluft im historischen Zentrum von Schwäbisch Hall noch sauberer zu machen.

E-Bus
D2E Stadtbus Schwäbisch Hall (copyright Orten Dr. Riethmüller)

Im Rahmen der Umrüstung wurde das System eines herkömmlichen Verbrennungsmotors des zehn Jahre alten Linienbusses vom Typ MAN A21 Lion’s City durch das innovative elektrische Antriebssystem VEDS (Voith Electric Drive System) von Voith ersetzt. Dieses kommt bereits erfolgreich in vielen elektrisch betriebenen Neufahrzeugen zum Einsatz und wurde in Europa mehrfach für seine Effizienz und Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

Die aufwendige Umrüstung unterteilt sich in die 7 wesentlichen Prozessschritte

  • Reverse Engineering
  • Erstellen der Simulationssoftware
  • Mechanische Konstruktion; Elektrische Konstruktion

Einbauuntersuchung, Detailkonstruktion, Fertigungszeichnungen

  • Produktion und Einkauf
  • Mechanische Integration
  • Testing und Technische Abnahmen
  • Technische Dokumentation
Wir sind sehr froh, dass wir nun nach vielen Monaten intensiver Arbeit und der Bewältigung zahlreicher Herausforderungen dieses ambitionierte Projekt abschließen und den aus einem Dieselbus entstandenen Elektrobus ganz regulär im Linienverkehr einsetzen können. Dieser Linienbus gehört zu den ersten in Deutschland, bei dem ein solcher Umbau erfolgreich abgeschlossen werden konnte und der wieder in den Regelbetrieb integriert wurde. Wir freuen uns, dass wir als Transdev-Gruppe wieder einmal als Pionier im Öffentlichen Verkehr voranschreiten und einen weiteren Beitrag zu mehr Klimaschutz leisten können.
Michael Dalhof, Geschäftsführer der Stadtbus Schwäbisch Hall GmbH

Partner bei diesem Retrofit-Projekt sind neben Voith die Firma Orten Electric Trucks aus Bernkastel-Kues und das Unternehmen ToZero electric vehicles GmbH aus Rausdorf/Erfurt. Orten Electric Trucks verfügt seit 2012 über umfangreiche Erfahrung im Bereich der Elektromobilität und ist auf die Umrüstung konventioneller Nutzfahrzeuge spezialisiert. ToZero, ein junges Unternehmen mit Fokus auf Retrofit-Lösungen im ÖPNV, übernahm dabei die technische Planung und Umsetzung des Umbaus.

Eine besondere Herausforderung bei diesem Projekt war auch die Topografie Schwäbisch Halls, wo der Bus zum Einsatz kommen soll. Die Stadt erstreckt sich entlang des engen Kochertals mit steilen Hängen, die auf die Höhen am Rande des Schwäbisch-Fränkischen Waldes führen. Der Energiebedarf im Buslinienverkehr mit teils steilen Straßen ist hier deutlich höher als in flachen Regionen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, entschied sich das Team von ToZero, den Lion’s City mit zusätzlichen Batterien auf dem Dach auszustatten. Die übrigen Komponenten, einschließlich der Standardbatterien des 310 kW (Dauerleistung) starken VEDS, wurden platzsparend im Inneren des Fahrzeugs verbaut. Die Sitzplatzkapazität bleibt unverändert, und von außen sind lediglich die Zusatzbatterien sichtbar.

„Für ein solches Retrofit eines Linienbusses sprachen mehrere Gründe“, erläutert Michael Dalhof. „Zum einen hat ein Bus aus dem Jahr 2014 noch einige Nutzungsjahre vor sich. Ein Austausch gegen ein Neufahrzeug wäre weniger nachhaltig und auch wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen – zumal die Investition in ein Retrofit deutlich kostengünstiger ist.“

Während die Kosten für neue Elektrofahrzeuge meist im oberen sechsstelligen Bereich liegen, ist ein Retrofit deutlich günstiger und wird zusätzlich staatlich gefördert. Zudem reduziert der Retrofit den CO₂-Fußabdruck zusätzlich zu der Vermeidung lokaler Schadstoffemissionen, da keine zusätzlichen Ressourcen für den Bau eines neuen Fahrzeugs benötigt werden. Eine Win-Win-Situation nicht nur für Buslinienbetreiber, sondern auch für die Umwelt und den Klimaschutz!
Ungeklärt und so ehrlich muss man sein, ist die Altersbegrenzung für derartige Fahrzeuge im ÖPNV, die durch die Verkehrsverträge auferlegt wird. Hier bedarf es einer Öffnungsklausel, durch welche generalüberholte Busse länger weitergenutzt werden können.