Blaue Augen, kleine Lachfältchen und ein offener Blick für neue Perspektiven: Für Andreas Immekeppel ist das Leben kein linearer Weg, sondern ein Pfad voller Möglichkeiten. Mit seinen 54 jungen Jahren tauschte er darum seinen Beruf als Hochschuldozent gegen einen Neuanfang – und ist nun seit März 2020 ausgebildeter Triebfahrzeugführer bei der NordWestBahn.
Jeder Lebensabschnitt steckt voller Herausforderungen und neuer Chancen. Meine Devise: Einfach mal machen. Ich habe mir schon in vielen Situationen in meinem Leben gedacht: Warum eigentlich nicht? Und so war es auch bei dieser Entscheidung.
Was das Alter betrifft, scheint es eine magische Zahl zu geben – eine Zahl, die mit einer Fünf vorne anfängt. Ab dieser Zahl wird scheinbar davon ausgegangen, man sei weniger anpassungsfähig oder gar verschlossen für neue Berufswege. Hier muss ich ganz klar sagen: In der Bahnerfamilie ist das anders. Hier ist jeder willkommen und kann seinen Quereinstieg starten – und genau deswegen habe ich mich auch damals für die Umschulung entschieden.
Für die Qualifizierung zum Triebfahrzeugführer oder zur Triebfahrzeugführerin gibt es nur eine Altersgrenze: nämlich die Vollendung des 20. Lebensjahrs bei Abschluss der Ausbildung. Der Lokführerberuf ist ein anspruchsvoller Beruf. Deswegen benötigt man natürlich sehr gute Konzentrations- und Reaktionsfähigkeiten. In einer Eignungsprüfung werden alle Bewerber*innen deshalb auf ihre psychologische und medizinische Fitness geprüft.
In der Bahnerfamilie ist jeder willkommen und kann seinen Quereinstieg starten.
Ich denke, auch als älterer Interessent muss man hier keine Bedenken haben. Im Gegenteil: Ich glaube, dass mit der Lebenserfahrung auch die Selbstsicherheit und die innere Ruhe wachsen, was bei diesem Test durchaus von Vorteil ist. Fakt ist: Es ist unmöglich, die Reaktionstests fehlerfrei zu bestehen – es sei denn, man hat fünf Hände und drei Arme. Vielmehr geht es darum, den Einstieg wiederzufinden und sich nicht verunsichern zu lassen.
Dass zum Schritt eines beruflichen Neustarts auch eine ordentliche Portion Mut gehört, ist selbstverständlich. 22 Jahre lehrte ich als Dozent an der Hochschule, bevor mir klar wurde: Es ist Zeit für etwas Neues, etwas ganz anderes und vielen Menschen in meinem Alter geht es sicherlich genauso. Ich kann nur jedem raten: Haltet die Augen für neue Möglichkeiten offen und traut euch!
Die Ausbildung zum/zur Lokführer*in ist natürlich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und durchaus anspruchsvoll, aber es war die richtige Entscheidung. Ich bin der Meinung: Geht nicht, gibt’s nicht. Und ich habe wirklich einen super Ausbilder gehabt. Mit ihm gemeinsam habe ich wortwörtlich jeden Meter auf der Schiene Erfahrung gesammelt – und kann diese mittlerweile auch als anleitender Lokführer an andere angehende Triebfahrzeugführer*innen weitergeben. Die NordWestBahn unterstützt mich auch bei beruflichen Weiterentwicklungen. Wenn man wirklich will, ist der Karriereweg also auch mit über 50 Jahren noch lange nicht.
Geht nicht, gibt's nicht.